Die Frage, wann und von wem die erste Ansichtskarte stammt, ist nur sehr schwer zu beantworten. Möglicherweise kann man diese „Erfindung“ dem französischen Kupferstecher Demaison zuschreiben, der angeblich bereits 1777 Karten, eventuell sogar schon mit Bildern, gedruckt haben soll. Leider lässt sich das nicht zweifelsfrei bestätigen, weil heutzutage keine Exemplare davon existieren. Allerdings gibt es Zitate aus diversen Quellen, die von bestimmten Gravuren von Karten sprechen, die offensichtlich von der Post mit für jeden lesbaren Mitteilungen befördert wurden. Diese Gravuren werden der Erfindung des Graveurs Demaison zugeschrieben.
Im Jahr 1840 wurde in England die Briefmarke eingeführt und kurz darauf auch eine handgemalte bebilderte Karte versendet. Exakt diese Karte erzielte bei einer Auktion im Jahr 2002 einen Preis von insgesamt 31.750 englischen Pfund (ca. 35.350 €).
Experten gehen davon aus, dass In Deutschland am 5. Dezember 1866 die erste auf einer ganzen Seite bebilderte Karte ohne Umschlag verschickt wurde. Sie stammt von dem Wormser Lithographen Wilhelm Schneider und darauf wird zu einer Treibjagd eingeladen. Sie wurde auf hellgrünem Karton gedruckt, wurde mit 1-Kronen-Freimarken der Thurn und Thaxis Post versehen und von Westhofen nach Offstein, befinden sich beide in Rheinhessen, Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz, versendet.
Postkarten sollten ursprünglich nur zur reinen schriftlichen Korrespondenz dienen, ohne Illustrationen oder Bilder. Aus diesem Grund nannte man sie auch „Correspondenzkarten“, die Anfang August 1870 eingeführt wurde. Der Drucker und Buchhändler August Schwarz aus Oldenburg fertigte schon am 16. Juli 1870 für das norddeutsche Verbreitungsgebiet der Post eine Karte mit einer Vignette als Holzschnitt an. Diese illustrierte Karte schickte er als erster deutscher per Post nach Magdeburg. Von einer vollständig bedruckten Seite konnte man dabei allerdings noch nicht sprechen, denn darauf befand sich nur eine kleine Abbildung der Artillerie.
Es ist nicht eindeutig zu klären, wer als Erfinder der Ansichtskarte gilt. Es ist auch deshalb so schwierig, weil zwischen der nationalen und lokalen Herkunft unterschieden und der Begriff „Ansichtskarte“ generell definiert werden muss. Die Post verkaufte ab 1871 Ansichts- und Glückwunschpostkarten und erlaubte ab dem 1. Juli 1872 in Deutschland die Versendung privater, nicht von der Post hergestellter Motivpostkarten. Ab ungefähr dem Jahr 1885 kann von einem zögerlichen Beginn des Vertriebs, Verkauf und Verwendung von Ansichtskarten gesprochen werden.
Die große Faszination von Sammlern der alten Ansichtskarten liegt zweifellos in der geschichtlichen Aussagekraft eines Motivs, das das historische, damals erlebte Lebensgefühl ausdrückt.
Zweifellos gehört auf jeden Fall das unwiderlegbare Zeugnis der Ortsgeschichte dazu, weil auf den Karten Szenen, Gebäude und Landschaften aus der Geschichte der Entwicklung einer Ortschaft oder Region dargestellt werden.
Der Reiz der historischen Postkarten liegt aber nicht nur beim Betrachten der interessanten Bilder, sondern eben auch bei den aufschlussreichen Texten, die sich auf der Rückseite befinden. In der Regel drücken die Schreiber oft ihr Lebensgefühl aus, so dass diese Zeitzeugen vergangener Zeiten den Wert der Karten alten Zeiten enorm steigern. Auf diese Weise entsteht ein sinnvoller Zusammenhang zwischen den Bildern auf der Vorderseite und den Grüßen oder kurzen Informationen auf der Rückseite. Insgesamt werden dadurch sehr unerwartete Einsichten gewährt.
Auf diesen Karten wird ein Zeugnis des Lebens vor vielen Jahrzehnten abgelegt. Oft finden sich Szenen familiären Alltags, was den besonderen Reiz der alten Ansichtskarten ausmacht. Die überaus breite Palette bietet unter anderem Familienporträts vor dem eigenen Haus, bekannte Soldatenbilder in den üblichen Posen und selbstverständlich auch Abbildungen von Ortschaften und interessanten landschaftlichen Gebieten der jeweiligen Region. Für Sammler oder generell Interessierte ergeben sich auf diese Weise viele reizvolle Ziele. Teilweise lässt sich die Geschichte einer Stadt oder Region nachvollziehen oder es kann eine umfangreiche Sammlung über ein ganzes Land angelegt werden.
Ansichtskarten heute oft auf Reisen oder von Ausflügen an Bekannte und Verwandte versendet, oder dienen dazu sämtliche Arten von Glückwünschen und Grüßen mitzuteilen. Da mittlerweile eher vom Handy eine kurze Nachricht oder ein Bild versendet wird, galt davor das Schreiben von Ansichtskarten von einer Reise oder zu bestimmten Anlässen durchaus als nette und höfliche Aufmerksamkeit. Selbstverständlich wurden bereits sehr früh die Ansichtskarten von der Werbebranche entdeckt.
Alte Ansichtskarten gelten als bedeutende kunsthistorische Belege, die für Heimatchroniken und zahlreiche andere Publikationen als Quellen einen enormen Wert darstellen. Da es im Grunde damals so gut wie gar keine privaten Fotografien von Objekten gab, erweisen Ansichtskarten als nicht amtliche Fotografien den Geschichtsinteressierten einen wertvollen Dienst. Die Fotografien dienen als Vorlage, um zum Beispiel vom Krieg zerstörte oder einfach nur verfallene Gebäude bei den anfallenden Bauarbeiten wieder ihr ursprüngliches Aussehen zu geben.
Allerdings ist zu bedenken, dass zwischen dem Druck der Ansichtskarte und dem abgebildeten Motiv einige Jahre vergangen sein können. Möglicherweise wurden die Karten auch erst nach einer langen Zeit seit ihrer Herstellung verkauft, so dass der Poststempel oder das Datum der Beschriftung auf der Karte nicht sehr aussagekräftig ist.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich der Wert einer historischen Ansichtskarte insgesamt aus der Seltenheit, Aussagekraft, Stil und fotografischer Qualität zusammensetzt. Nicht nur das Alter, sondern auch das Motiv ist ein wesentlicher Aspekt für den Wert der Karte. Wie viel ist eine historische Ansichtskarte aber wirklich wert und wie kann der Preis eingeschätzt werden?
Beispielsweise hat für einen Heimatforscher, der unter anderem auch bevorzugt Karten aus seinem Heimatort sammelt, eine Karte mit einem entsprechenden Bild oder Motiv einen hohen ideellen Wert. Es gibt allerdings noch viele andere Merkmale einer Ansichtskarte, die ziu einer Wertsteigerung beitragen:
Erfahrene Sammler wissen natürlich, dass sie eher auf das Motiv als nur auf das Alter einer Postkarte achten müssen. Ein erhöhter Konkurrenzkampf um ein bestimmtes Motiv steigert den Wert einer Karte enorm. Beliebte Themen für Sammler von Ansichtskarten sind Dampfschiffe, Zeppeline oder Eisenbahnen um 1900. Das goldene Zeitalter der Ansichtskarte brach im Jahr 1902 an, aber aufgrund der Massenproduktion sind sie meist etwas günstiger als die Produkte davor. Dennoch bilden z.B. Ansichtskarten, die auf seltene Feiertage verweisen, eine Ausnahme.
Als Anfänger ist es natürlich schwierig, den Wert einer Ansichtskarte mit entsprechendem Motiv exakt einschätzen zu können. Dazu ist eine erhebliche Erfahrung und eventuell eine Spezialisierung auf ein bestimmtes oder mehrere Sammlergebiete erforderlich. Sehr hilfreich ist der Besuch einer Ansichtskartenbörse oder einer entsprechenden Auktion. Dadurch kann der Markt gut überblickt und eingeschätzt werden. Darüber hinaus besteht immer wieder die Möglichkeit sich mit anderen Sammlern zu treffen und auszutauschen.
Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Ereignisse, von denen leider nur sehr wenige Postkarten existieren. Analog zu Briefmarken lässt sich sagen, dass auch die Auflage den Wert bestimmt. Während das für Briefmarken oder auch alte Münzen von entscheidender Bedeutung ist, hängt der Wert bei Postkarten von mehreren Faktoren ab. Nicht nur die Formen der Lithografie spielen eine Rolle, sondern auch Karten aus den Kriegszeiten gelten immer wieder als beliebte Sammlerobjekte. Dabei gibt es nicht nur eine große Nachfrage nach den Feldpost-Karten, sondern auch nach Karten mit diversen Propaganda-Symbolen. Ein erheblicher Aspekt liegt auch in dem Zustand. Es ist natürlich nicht unwichtig, ob sich auf den Ansichtskarten Flecke oder Knicke oder sich in einem einwandfreien, nahezu neuwertigen Zustand befinden.
Bei Karten mit Motiven verhält es sich oft so, dass eine seltene Ansichtskarte wertvoller und teurer ist als eine Karte mit einem oft abgebildeten Motiv. Darin unterscheiden sich die topographischen Karten in der Regel. Für sie gilt eher der Grundsatz: je seltener, umso teurer. Das liegt darin begründet, dass sich der Preis von Karten mit Motiven eher an der Anzahl der Sammler für ein bestimmtes Gebiet orientiert. Das bedeutet, dass Postkarten, die oft frequentierte Stadtzentren oder Sehenswürdigkeiten darstellen, meist kostengünstiger zu erwerben sind, als die von einem kleinen Dorf. Es existieren davon nur wenige Aufnahmen, die meist nur von einem bestimmten lokalen Fotografen angefertigt wurden. Der Preis variiert hier ziemlich, je nachdem, ob es sich um hochwertige Panoramaaufnahmen oder andere Aufnahmen handelt.
Das lässt sich pauschal so nicht sagen. Beispielsweise wird eine handgemalte Ansichtskarte von Gerhard Richter zu einem gut vierstelligen Betrag gehandelt, obwohl sie erst maximal fünf Jahre alt ist. Hingegen ist eine Fotokarte, die bis in 1950er Jahre üblich war, oft wesentlich wertvoller, als eine schöne Karte, die aus einer Massenproduktion stammt. Beispielsweise ist eine wirklich versendete schwarz/weiß-Foto-Karte von Hereros bei der Essensausgabe im Gefangenenlager von 1905 wesentlich wertvoller, als eine Lithografie von Deutsch-Südwestafrika von 1895 in Farbe.
Wenn man bereits eine wertvolle Sammlung besitzt, diese aufgeben oder eine geerbte veräußern möchte, sollten man sich professionell beraten lassen. Es ist von enormer Bedeutung, einen adäquaten Käufer für die entsprechenden Sammelgebiete zu finden. Als Laie ist einem natürlich nicht klar, welche Exponate aus der Sammlung wirklich wertvoll sind. Um ein Liebhaberstück gezielt herauszusuchen und zu erkennen, muss der sich der Betrachter in der Historie wirklich auskennen und über umfassende Erfahrungen verfügen.
Um Aussagen über die Beliebtheit einer Postkarte treffen zu können, muss man wissen in welchem historisch bedeutenden Zeitraum sie produziert wurde. Hinzu kommt der Umstand, dass der Seltenheitswert rapide ansteigt, wenn es sich bei dem Absender um eine historische Persönlichkeit handelt.
Von Kartensammlern sind nur dann hohe Preise zu erwarten, wenn sich die Postkarte noch in einem guten Zustand befindet. Es sollte nicht sinnlos auf der Karte etwas gekritzelt oder die Schrift auf der Rückseite verändert oder ergänzt werden. Von einem Entfernen der Briefmarke ist aufgrund des enormen Wertverlustes dringend abzuraten, auch wenn sie zu einem guten Preis einzeln verkauft werden könnte. Darüber hinaus entstehen beim Ablösen Beschädigungen an der Karte und das Alter und dessen Geschichte können nicht mehr nachvollzogen werden. Antike Postkarten wurden auf der Vorderseite sehr oft aus einfacher Cellulose hergestellt. Zur Reinigung sollte kein feuchtes Tuch verwendet werden, weil das Wasser das Material beschädigt. Einfache und feine Staubablagerungen lassen sich problemlos mit einem Pinsel entfernen. Sollte sich eine Postkarte in einer Hülle befinden, sollte sie auf keinen Fall entfernt werden.
Bis zum Jahr 2015 galt eine von Hand gemalte, etwas humoristisch gestaltete Ansichtskarte als teuerste Karte der Welt. Sie stammt aus dem Jahr 1840, ist mit einer raren Penny Black-Briefmarke versehen und fand im Jahr 2002 auf einer Auktion für circa 50.000 Euro in London einen neuen Besitzer. Sehr selten und äußert begehrte Postkarten stammen aus der letzten Fahrt der Titanic. An Bord befand sie die damals 18-jährige Anna Sköblom aus Finnland, die überlebte und viele Postkarten retten konnte. Es liegt auf der Hand, dass sie damit bei zahlreichen Auktionen sehr hohe Preise erzielte. Zum Beispiel wurde einer dieser Ansichtskarten beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s für 20.000 Pfund versteigert.
Bei der 109. Auktion des Württembergischen Auktionshauses wurde im Jahr 2010 eine Feldpostkarte zum stolzen Preis von 30.000 Euro verkauft. Sehr begehrt sind besonders die Künstlerpostkarten des Bauhauses oder die der Wiener Werkstätte. Sehr rare Einzelstücke erzielen bei Auktionen immer wieder Erlöse von über 10.000 Euro. Eine Ansichtskarte der südfranzösischen Stadt Pau wurde im Juni 2015 für 166.000 Euro ersteigert.
Absolut wichtig ist der Zustand, bzw. die optimale Qualität. Karten, die nicht versendet wurden, also sich nie im Umlauf befanden, sollten neuwertig aussehen und keine Beschädigungen aufweisen wie Knicke, Beschriftungen, Verfärbungen oder ähnliches. Kompromisse müssen bei „gelaufenen“ Karten gemacht werden, wobei der Sammler selbst über seine Investition entscheiden muss. Wenn er die Karte unbedingt aufgrund ihrer Seltenheit seiner Sammlung hinzufügen möchte, muss er eventuell Qualitätsverluste hinnehmen.